Robert M. Bowker et al.
Abstract
Ziel der Arbeit: die Erfassung von Veränderungen der Hufmorphologie als Reaktion auf Barhuf-Bearbeitung.
Methoden: Sieben Pferde wurden alle 6 Wochen nach gewissen Bearbeitungs-Prinzipien (nachfolgend als Barhuf-Trimm bezeichnet) behandelt. Diese beinhalteten das nivellieren des Hufes auf die «lebende» Sohle, das Heruntersetzen der Trachten, das Abschrägen der Zehe und abrunden der Peripherie der Hufwand, währenddem man die Sohle, den Strahl und die Eckstreben unberührt liess. Man liess zuerst eine 4 Monate dauernde Periode verstreichen, in der die Trachten genügend abgesenkt werden konnten, damit das Aussehen der Hufe repräsentativ für die Barhufbearbeitung war. Das wurde dann als Zeitpunkt null genommen, um von da an die morphologischen Anpassungen als Antwort für das Weiterführen der erwähnten Bearbeitungsmethode zu erfassen. Um die Hufmorphologie zu vermessen, wurden zum Zeitpunkt 0, 4 und 16 Monate jeweils Photographien von lateral, dorsal und solear, sowie lateromediale (seitliche *)Röntgenbilder erstellt. Die Veränderungen vom Zeitpunkt 0 bis 4 Monate repräsentierten die Unterschiede zwischen einem natürlich gewachsenen Huf und den Ergebnissen der angewandten Trimm-Methode, während die Veränderungen zwischen 4 und 16 Monaten die adaptiven Effekte des Hufwachstums repräsentierten.
Resultate: Die Anwendung des Barhuf-Trimms beinhaltete eine signifikante Kürzung der Zehe, der Trachten, und der medialen und lateralen Hufwände, was unmittelbar grössere Winkel an Zehe, medialer und lateraler Wand ergab, aber nicht an den Trachten. Die Weiterführung dieser Bearbeitung resultierte in einer Verlagerung der Trachten nach palmar/plantar (nach hinten *), wodurch nicht nur die Länge der Unterstützungsfläche grösser wurde, sondern auch der Trachtenwinkel, und der Sohlenwinkel des Hufbeins.
Schlussfolgerung: Das Abschrägen der Zehe, und das Einbeziehen von Strahl und Eckstreben in die gewichtstragende Funktion des Hufes resultierte in einer Aufrichtung des Trachtenwinkels und des Sohlenwinkels des Hufbeins. Diese Veränderungen können vorteilhaft für die Behandlung von untergeschobenen Trachten und negativem Sohlenwinkel des Hufbeins sein.
Auswirkungen einer Barhufbearbeitung auf die Hufmorphologie
Der Schutz der Hufe beim domestizierten Pferd stellt eine wichtige Praxis in der Pferdehaltung dar, die im Lauf der Geschichte dokumentiert ist. Sie bezweckt die Erhaltung eines relativ gesunden Hufes, und hoffentlich eines Pferdes, das relativ frei von ernsthaften oder chronischen Lahmheiten ist. Diese Methoden beinhalteten ein weites Sortiment von Hilfsmitteln, von nicht-metallischen Materialien, die mit Riemen oder Geschirr-ähnlichen Materialien am Huf befestigt wurden, bis zu metallischen Objekten, ähnlich unseren heutigen Hufeisen. Während die frühen Griechen noch Zuchtmethoden bevorzugten, um gesunde Hufe zu gewährleisten, war in den letzten paar hundert Jahren das metallische Hufeisen die Methode der Wahl. Es wurde viel geforscht, und die biomechanischen und physiologischen Effekte des Beschlags auf den Huf wurden unter statischen und dynamischen Bedingungen dokumentiert, wie auch die Einflüsse verschiedener Böden. Dadurch wurden signifikante Erkenntnisse hinsichtlich der Effekte von physikalischen Kräften währen des Auffussens der distalen Gliedmasse gewonnen. Die Effekte des Beschlags wurden untersucht, spezifisch in Relation zur Propriozeption (das «Gespür» des Hufes *), die Kinematik der Gliedmasse (Bewegungskurve *),die Kinetik der Gliedmasse (die Bewegung, beeinflusst durch die einwirkenden Kräfte *), und die Energetik (Energieumwandlung im Organismus *). Die Resultate dieser Studien weisen darauf hin, dass der Gebrauch von Hufeisen kein Allheilmittel ist, und gewisse potenziell schädliche Effekte auf die Hufgesundheit beinhaltet. Dies hat das Interesse am unbeschlagenen Huf gefördert, und die Befürworter haben anekdotische (Einzelfälle *) Beobachtungen vorgelegt, um die barhuf-Haltung von Pferden zu unterstützen, und die Hufe auf eine Weise zu trimmen, von der sie glauben, dass sie die Gesundheit des unbeschlagenen Hufes fördert. Auf jeden Fall ist es notwendig, die Effekte von barhuf-Bearbeitungsmethoden unter modernen Haltungsbedingungen zu ermitteln.
Studien an Wildpferden beschrieben, dass der Huf eine variable Form hat. Sie basiert auf einer mehr oder weniger abgerundeten Umrandung (Tragrandkante *), mit einer natürlichen Abschrägung an der Zehe, der medialen und der lateralen Wand, während die Sohle flach mit hervorstehendem Strahl, oder aber konkav (gewölbt) sein kann. Ovnicek u.a. beschrieben vier Druckpunkte, die medial und lateral an Zehe und Trachten lokalisiert sind; dieser Befund ist die Basis für den «Four-point Trim» für sowohl beschlagene wie unbeschlagene Hufe. Es wurde in der Folge gezeigt, dass dieser Four-point Trim mit Bereichen von konzentrierter Belastung oberhalb dieser vier Kontaktpunkte verbunden ist, wenn der Huf auf hartem Untergrund belastet wird. Später wurde gezeigt, dass der Untergrund, auf welchem sich das Pferd bewegt, sowie das Klima, in dem es lebt, die Morphologie der Hufe von Wildpferden beeinflusst. Folglich gibt es keine einheitliche Vorschrift für die Barhufbearbeitung. Angesichts der völlig unterschiedlichen Lebensweise von wild lebenden und domestizierten Pferden ist es umstritten, ob der Wildpferdehuf ein geeignetes Modell ist, von dem aus Prinzipien für das Trimmen von barhuf gehaltenen domestizierten Pferden entwickelt werden sollten.
Einige der Barhuftrimm-Methoden, die entwickelt wurden, verursachten kurzfristig schädliche Auswirkungen an den Hufen, entweder weil zu viel Gewebe von Hufwand, Sohle oder Strahl entfernt wurde, oder weil Huf und Hufbein in einen unnatürlichen Winkel gestellt wurden. Die langfristigen Effekte durch die Behandlung von Hauspferden mit einem Barhuftrimm wurden nicht ermittelt. Da die Gewebe des Fusses auf die Umgebung, in der sie Belastung erfahren, reagieren, wird angenommen, dass, wenn Sohle, Strahl und Eckstreben in den gewichtstragenden Apparat einbezogen werden, diese Strukturen hypertrophieren (sich grösser, dicker entwickeln *), und sich auch biochemisch als Antwort auf Kräfte der Bewegung verändern. Wenn das wahr ist, würde man erwarten, dass die Barhufbearbeitung Veränderungen in Grösse und Beschaffenheit der inneren Strukturen des Hufes induzieren (in die Wege leiten *), die auch in Veränderungen der äusseren Morphologie resultieren. Es wird erwartet, dass diese Veränderungen über einen längeren Zeitraum vor sich gehen, sodass mindestens ein ganzer Wachstumszyklus der Hufwand nötig ist, damit sie offensichtlich werden.
Das Ziel dieser Studie war, die kurz- und die langfristigen Auswirkungen des Barhuf-Trimms auf die Hufform zu untersuchen. Die Hypothese ist, dass das Absenken der Trachten, um den Strahl, die Eckstreben und die Sohle am gewichtstragenden Apparat zu beteiligen, das Verkürzen des Hufes durch Anschrägen der Zehe, und gleichzeitig die Gewährleistung der dorsopalmaren und mediolateralen Balance des Hufes, die Adaptationen im Inneren des Hufes stimulieren werden, die sich dann in signifikanten Veränderungen in den äusseren Dimensionen niederschlagen werden. Es gibt wenig wissenschaftliche Daten, die die Auswirkungen irgend einer Bearbeitungsmethode beschreiben, speziell bei Pferden, die regelmässig in einem Reitbetrieb laufen; oder wie solche Trimmmethoden den Allgemeinzustand oder die Hufgesundheit über einen längeren Zeitraum beeinflussen. Daher wurde diese Studie gemacht, um eine Gruppe von Pferden in einer spezifischen Art zu trimmen, und die Veränderungen in und an ihren Füssen mittels digitaler Photographie, Röntgen und quantitativen Messungen über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren, währenddem sie regelmässig arbeiteten.
Material und Methoden
Die Studie wurde mit Genehmigung des University’s animal ethics committee duchgeführt.
Pferde und Hufschmiedearbeit
Die Probanden waren sieben ausgewachsene Araberpferde (Stockmass 149 +/- 3.2cm, Gewicht 440 +/- 44.8kg, Alter +/- 1.6 Jahre), die an der Universität in einem Schulungsprogramm auf Vordiplomsniveau verwendet wurden. Die Pferde wurden auf der Weide gehalten, und wurden während dem Semester 1 bis 3 Stunden pro Tag, 5 Tage pro Woche auf einem Sandplatz geritten, mit gleich viel Belastung aller Pferde. Diese Pferde waren alle schon 3-4 Jahre barhuf. Man liess die Hufe im vorausgehenden Jahr weitgehend natürlich wachsen, mit minimalem Eingreifen des Hufschmieds. In ca. 8-wöchigen Intervallen wurden die Zehen getrimmt und die Wände geraspelt, so weit wie es nötig war, um den Zehenwinkel n einer Linie mit dem Fesselbeinwinkel zu halten.
Der Barhuf-Trimm bezog an allen vier Hufen das Absenken der Trachten mit ein, so dass Strahl und Eckstreben Kontakt mit dem Boden bekamen, als aktive Teilnehmer des gewichtstragenden Apparates. Dorsopalmare (am Vorderhuf*) und dorsoplantare (am Hinterhuf *) Balance wurde erreicht, indem die dorsale Hufwand (der Zehenwinkel) auf die Fesselbeinachse eingestellt wurde. Mediolaterale Balance wurde anfänglich erreicht, indem bis auf die Tiefe der «lebenden» Sohle getrimmt wurde, das wächsern erscheinende Horn, das sich unter dem bröckelnden oberflächlichen Horngewebe der Sohle befindet. Letztendlich war das Ziel, die Wände wie die Trachten auf das Niveau der lebenden Sohle zu trimmen, bis nach hinten auf Höhe der breitesten Stelle des Strahls. Die Trachtenhöhe wurde über mehrere Bearbeitungszyklen schrittweise abgesenkt, damit man es vermeiden konnte, einen negativen Sohlenwinkel des Hufbeins zu erzeugen, oder die Bänderstrukturen, die Fesselgelenk und Hufgelenk unterstützen, zu überlasten. Strahl und Eckstreben wurden nicht bearbeitet, ausser dass man lose Hornstückchen und übermässiges Wachstum, das die Wandhöhe überragte, entfernte. Nachdem die Sohle in den ersten paar Bearbeitungen auf das Niveau der lebenden Sohle eingestellt worden war, wurde sie nicht mehr bearbeitet; Stattdessen wurde ihr erlaubt, einen sichelförmigen Sohlen-Kallus (Kallus = verdickte, verhärtete «Hornhaut» *) das heisst, ein Gebiet von verdickter Sohle zwischen Strahlspitze und der Weissen Linie im Zehenbereich zu bilden. Die Wand ausserhalb der weissen Linie wurde rings um den ganzen Huf mit einer Raspel angeschrägt.
An der Zehe schloss diese Schräge zuerst nur die äussere Hufwand mit ein (nur den pigmentierten Teil der Hufwand; nicht aber die weisse Water Line *). Dann wurde sie schrittweise bis auf die Höhe der Weissen Linie (Blättchenschicht *) erweitert, und als sich der Sohlen-Kallus entwickelte, wurde die Schräge bis zum dorsalen (vorderen *)Ende des Kallus angelegt.
Bei der ersten Evaluation (0-Monate Evaluation) wurden vor der Bearbeitung Photographien und Röntgenaufnahmen aller Hufe angefertigt, um den ursprünglichen Zustand er Hufe zu beschreiben. Alle Pferde wurden dann entsprechend der oben beschriebenen Vorschrift des Barhuf-Trimms bearbeitet, wobei man die parallele Anordnung der Huf-Fesselbein-Achse einhielt. Man wiederholte die Behandlungen in Abständen von 5-6 Wochen, wobei man die Trachten schrittweise bis auf die Ebene der lebenden Sohle absenkte. Bei der vierten Bearbeitung entsprachen die Hufe dieser Anforderung, aber hatten nur minimale Adaptation an die neue Trimm-Methode erfahren. Einen Tag nach der dritten Bearbeitung, die ungefähr 4 Monate nach dem Start der Studie stattfand (4-Monats-Evaluation), wurden Photographien und Röntgenaufnahmen gemacht, und das wurde als Startpunkt für die Vermessung morphologischer Veränderungen als Antwort auf den Barhuf-Trimm betrachtet. Die Pferde wurden dann weiterhin alle 5-6 Wochen getrimmt, immer mit der gleichen Vorschrift für den Barhuf-Trimm für weitere 12 Monate. Am Ende dieses Zeitraums wurden wieder Photographien und Röntgenaufnahmen 1 Tag nach der Bearbeitung gemacht, um die morphologischen Adaptationen an den Barhuf-Trimm zu erfassen (16-Monate-Evaluation). Legt man fest, dass die anfängliche Länge der Zehenwand 8.54 +/- 0.85cm war, und dass die Hufwand bei unbeschlagenen Pferden ungefähr 1cm/Monat wächst, so war dies eine adäquate Zeit für eine komplette Neubildung der Hufwand.
Erfassung der Daten
Bei allen vier Hufen wurde die Morphologie mithilfe von seitlichen, dorsalen und solearen Photographien sowie seitlichen Röntgenaufnahmen erfasst. Für die Photographien in dorsaler und lateraler Ansicht standen die Pferde auf 5cm hohen Holzklötzen, mit einer linearen Eichmarke auf Ebene des Kronsaums. Für die Ansicht der Sohle wurde der Huf aufgehoben, und Photos wurden mit der Eich-Skala in der Ebene der Sohle gemacht. Bei allen Aufnahmen wurde die Kameralinse senkrecht zu der Ebene gehalten, in der die Messungen gemacht wurden. Für die seitlichen Röntgenaufnahmen wurde das Pferd auf einen Holzblock gestellt, in den eine Eich-Skala eingebaut war. Es wurde Metron-PX Software (EponaTech, Creston, CA, USA) verwendet, um lineare und angulare Variablen bei der Beschreibung der Hufform und der Beziehung zwischen Hufbein und Hufwand zu messen. Die folgenden Variablen wurden in jeder Ansicht vermessen:
Photographien, seitliche Ansicht:
- Zehenlänge zum Boden (in cm) = Länge der dorsalen Hufwand von der Haarlinie am Kronsaum bis zur Bodenebene.
- Zehenwinkel (in °) = Winkel zwischen dem dorsalen Aspekt der Hufwand und der Bodenebene.
- Trachtenlänge (in cm) = Länge der Trachten, entlang ihrem palmaren/plantaren Aspekt, von der Haarlinie zum Boden gemessen.
- Trachtenwinkel (in °) = Winkel zwischen palmarem/plantarem Aspekt der Trachte und der Bodenebene.
- Länge der Unterstützungsfläche (in cm) = Länge der Tragfläche der distalen Hufwand bis zur Abschrägung (Abrollpunkt *), Abb. 1
Photographien, dorsale Ansicht
- Mediale Wandlänge (in cm) = Länge der medialen Wand von der Haarlinie bis zum Boden
- Medialer Wand-Winkel (in °) = Winkel zwischen medialer Hufwand und der Sohlenebene
- Laterale Wandlänge (in cm) = Länge der lateralen Wand von der Haarlinie bis zum Boden
- Lateraler Wand-Winkel (in °) = Winkelzwischen lateraler Hufwand und der Sohlenebene
Photographien, soleare Ansicht
- Soleare Fläche (in cm2) = Fläche innerhalb der Peripherie der Hufwand (inklusive Wand, Sohle und Strahl).
- Strahlfläche(in cm2) = Fläche innerhalb der Peripherie des Strahls.
- Trachtendistanz (in cm) = Distanz zwischen medialer und lateraler Trachte, am hintersten Punkt der Wand.
- Trachten - zu - Ballen-Distanz (in cm) = Distanz zwischen einer Linie, die die hinterste Ausdehnung der Wand an den Trachten, und einer Linie, die die hintersten Punkte der Ballen verbindet.
Röntgenaufnahmen, seitlich
- Hufbein bis Abrollpunkt (in cm) = horizontale Distanz von der dorsalen Spitze des Hufbeins bis zum Beginn der Abschrägung der Zehe, die den Punkt markiert, wo die Hufwand den Kontakt zum Boden verliert (Abb. 1)
- Sohlenwinkeldes Hufbeins (in °) = Winkel zwischen der Sohlenfläche des Hufbeins und dem Boden. Positive Werte bedeuten, dass der palmare/plantare (hintere *) Teil höher ist, als der dorsale (vordere *) Teil.
Abb. 1
Landmarken für die Messung der Länge der Unterstützungsfläche des Hufes (gemessen an lateral geschossenen Photographien), und Distanz von der Hufbeinspitze zum Abrollpunkt (gemessen an seitlich geschossenen Röntgenbildern)
Statistische Analyse
Es wurde statistische Software (SAS Institute Inc., Cary, NC) verwendet, um deskriptive Statistiken (Mittelwert, Standardabweichung) für die morphologischen Variablen bei jeder Evaluation zu berechnen. Es wurde ein GLM-Modell für wiederholte Messungen ANOVA verwendet, um Veränderungen zwischen 0 Monaten und 4 Monaten zu suchen, welche die Veränderung der Bearbeitungsmethode vom natürlich gewachsenen Huf zum Barhuf-Trimm zeigte; ebenso die Veränderungen zwischen 4 Monaten und 16 Monaten, die die Adaptationen als Antwort auf die Bearbeitung des Hufes mit dem Barhuf-Trimm repräsentierten. Vorgängig wurden statistische Erhebungen gemacht, die zeigten, dass sich Vorder- und Hinterhufe ihre Form in gleicher Weise veränderten. Daher wurden die Daten aller Hufe im statistischen Modell mit den individuellen, innerhalb des Pferdes geschachtelten Gliedmassen kombiniert (da ich in der Statistik zu wenig sattelfest bin, hier der originale Wortlaut: «Therefore, data for all limbs were combined in the statistical model with the individual limbs being nested within horse.» *).Die statistischen Tests verwendeten einen Signifikanz-Level von P<0.05.
Resultate
Veränderungen 0 bis 4 Monate
Zu Beginn der Studie hatten die Hufe typischerweise lange Wände, die ringsum weggebogen waren (Abb. 2). Die Wand schien der hauptsächlich gewichtstragende Teil des Fusses zu sein, da Strahl, Eckstreben und Sohle vertieft in der Hufwand lagen.
In den meisten Fällen war der Strahl recht gut entwickelt; das wurde daran beurteilt, dass er über das Niveau der ihn umgebenden Sohle hervorstand (Abb. 2), aber er berührte nicht den Boden, wenn das Pferd auf hartem Grund stand. Einige Pferde hatten einen kleinen Sohlen-Kallus vor der Hufbeinspitze.
Das Entfernen des zu lang gewachsenen Horns und das Kürzen der Wand zwischen der 0-Monate- und der 4-Monate-Evaluation resultierte in einem kleineren Huf, mit signifikanten Reduktionen in Länge der Zehe, der Trachten, der medialen und der Lateralen Wand (Tabelle 1, Abb. 2 und 3). Die Winkel der Zehe, der medialen Wand und der lateralen Wand waren durch die anfängliche Kürzung und das Entfernen der distalen Verbiegungen signifikant erhöht (= steiler *).Der Trachtenwinkel veränderte sich nicht signifikant. Die dorsale Ansicht bei 4 Monaten (Abb. 2) zeigte eine distale Abweichung der Wachstumslinien an der Zehe.
In der solearen Ansicht waren eine Verminderung der solearen Fläche, des Trachtendistanz, und der Trachten-Ballen-Distanz zu verzeichnen, sowie eine Vergrösserung der Strahlfläche. Auf den Röntgenbildern war die Distanz von der Hufbeinspitze zum Abrollpunkt vermindert, während der Sohlenwinkel des Hufbeins grösser war.
Abbildung 3
Mittlere Hufabmessungen, wie sie sich in der seitlichen Ansicht zeigten, zum Zeitpunkt 0 (oben), 4 Monate (Mitte), und 16 Monate (unten).
Veränderungen von 4 bis 16 Monaten
Als der Barhuf-Trimm über die nächsten 12 Monate weitergeführt wurde, wuchs die distale Wand parallel zum Hufbein, ohne Wandverbiegungen nach aussen, zum Boden hinunter. Die Position des Abrollpunktes relatiiv zur Hufbeinspitze blieb erhalten, und veränderte sich in dieser Zeit nicht mehr. Der Trachtenwinkel vergrösserte sich signifikant von 38.82° auf 44.28°, ohne Veränderung der Trachtenlänge (Tabelle 1, Abb. 2 und 3), und der Sohlenwinkel des Hufbeins vergrösserte sich von 5.85° auf 7.38°. Die Trachtendistanz verkleinerte sich, als die Trachten im Verhältnis zu Strahl nach hinten wanderten, und es war ausserdem eine Tendenz zur Verringerung der Trachten-Ballendistanz zu erkennen, die aber nicht statistisch signifikant war. Die Fläche des Strahls verkleinerte sich in der Zeit.
Diskussion
Diese Studie hat signifikante Veränderungen in der äusseren Morphologie des Hufes als Antwort auf den Barhuf-Trimm gezeigt, von denen man annimmt, dass sie eine Konsequenz der Veränderungen in Aussehen und Zusammensetzung der inneren Hufstrukturen ist; dies bei Pferden, die einen regelmässigen Arbeitsplan auf einem Reitplatz mit Sandboden erfüllen, vom Pensum her vergleichbar mit wild lebenden Pferden. Das Aussehen der Hufe ähnelte zu Beginn der Studie dem von Wildpferden, die sich auf relativ weichem, sandigem Boden bewegen (gemäss Studie von Brian Hampson et al. über wildlebende Pferde in Neuseeland **). Arbeit (Bewegung *) beeinflusst die Form der Hufkapsel, wobei das Hufbein seine Grösse und sein Aussehen eher beibehält, jedoch eine Rolle als stabile Plattform spielt, um die Kapsel zu unterstützen und der Belastung standzuhalten. Die Pferde in dieser Studie wurden während mindestens 4 Jahren an ein gleichbleibendes Arbeitspensum gewöhnt, und das änderte sich während der Studie nicht; somit ist es unwahrscheinlich, dass die regelmässige Arbeit per se der Grund für die beobachteten morphologischen Veränderungen der Hufe war. Ausserdem zeigten die Pferde schon gewisse Anpassungen ans Barhuflaufen, da sie in den vorangehenden 4 Jahren nicht beschlagen waren. Dazu gehört ein kleiner Sohlen-Kallus und mittelgradige Entwicklung des Strahls (Abb. 2), was möglicherweise den Übergang zum beschriebenen Barhuf-Trimm erleichtert und beschleunigt hat. Handumkehrt können Pferde, die über eine lange Zeit regelmässig beschlagen waren, und jene, welche mit sehr langen Trachten und verkümmertem Strahl und Eckstreben in ein Barhufprogramm aufgenommen werden, beträchtlich länger als 4 Monate brauchen, um den Übergang zum Barhufgänger zu schaffen.
Saisonale klimatische Veränderungen können mit Veränderungen der Hufbeschaffenheit assoziiert werden. In Gebieten mit nassen Wintern und trockenen Sommern zum Beispiel hatten wildlebende Pferde im Winter signifikant niedrigere Hufwinkel als im Sommer. Idealerweise hätte man eine Kontrollgruppe unter den gleichen Haltungs- und Arbeitsbedingungen halten sollen, aber es war hier nicht möglich, eine genügend grosse Gruppe Pferde zu bekommen, dass man sie in zwei Gruppen hätte teilen können, und noch genügend statistische Werte bekommen hätte, um Vergleiche zwischen den Gruppen anzustellen. Da die Evaluationen bei 0 und bei 4 Monaten in verschiedenen Jahreszeiten durchgeführt wurden, ist es möglich, dass Veränderungen in dieser Zeit durch das Wetter beeinflusst wurden. Die 4- und die 16-Monate-Werte hingegen wurden zur gleichen Jahreszeit erhoben, sodass es weniger wahrscheinlich wird, dass klimatische Veränderungen die Unterschiede in der Form der Hufe als Antwort auf den Barhuf-Trimm beeinflussen konnten.
Zu Beginn der Studie waren die Hufwände etwas zu lang, trotz der regelmässigen Bewegung auf Sandboden. Hufgrösse und Hufform differierten beim Start der Studie (Tab. 1) merklich zwischen den verschiedenen Pferden, wie die grossen Standardabweichungen zeigen, die in Variationskoeffizienten von >10% für viele Variablen resultieren; spezielle jene, die lineare Dimensionen der Hufwand beschreiben. Die Variationskoeffizienten nahmen allmählich ab, als die Hufe so getrimmt wurden, dass sie dem Barhuf-Trimm entsprachen. Die Möglichkeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Hufe einiger Pferde schon in den ersten 4 Monaten anfingen, sich innerlich adaptieren; und es ist möglich, dass die morphologischen Veränderungen, die zwischen 4 und 16 Monaten gemessen wurden, die Effekte des Barhuf-Trimms unterbewerten lassen. Auf jeden Fall sollte dies die Interpretation der Resultate nicht beeinflussen.
Während denersten 4 Monaten der Studie reflektierten viele Veränderungen der Huf-Morphologie die Veränderungen an der Hufform, die ein direktes Ergebnis der Bearbeitungsprozedur waren. Die meisten lineare Dimensionen des Hufes wurden weniger, als Konsequenz , dass die Wände um das überständige Horn gekürzt wurden, das in der vorangehenden Periode, in der die Hufe sich selbst überlassen waren, gewachsen und nicht abgenutzt worden war. Die damit verbundenen Vergrösserung der Zehen- und Wandwinkel erfolgten durch das Entfernen der Verbiegungen der distalen Wände durch überständiges Horn. Die Stärke der Hufwand ist umgekehrt relativ zum Hufwandwinkel. Deshalb würde man erwarten, dass eine aufrechtere Winkelung der medialen und lateralen Hufwand weniger Spannungen in Wand und Lamellenschicht erzeugt. Es gibt wahrscheinlich auch eine Auswirkung auf Hufbelastung und regionale Dichte der Lamellen, als Konsequenz davon, dass Zugspannung, die die Wände von den Lamellen zerrt, reduziert wurde. Die Vergrösserung des Zehenwinkels während der anfänglichen 4-Monats-Periode betrug durchschnittlich 2.7°. Eine Veränderung in dieser Grössenordnung über einen Zeitraum von mehreren Monaten erlaubt eine schrittweise Adaptation der inneren Strukturen des Fusses und der Bänder- und Sehnenstrukturen, die Fesselgelenk und Krongelenk unterstützen. Deshalb war es unwahrscheinlich, dass das schrittweise Vorgehen, um das verlangte Aussehen des Hufes beim Start der Studie zu erreichen, pathologische Veränderungen in diesen tendoligamentären Strukturen (Bänder und Sehnen *) verursachen würde, in welchen die Belastung mechanisch durch die Winkelung der Gelenke definiert ist.
Während dem 12-Monate-Zeitraum, in dem der Barhuf-Trimm weitergeführt wurde, veränderte sich die Länge der Hufwand an den Trachten, sowie an der medialen und der lateralen Wand nicht signifikant, während die Zehe sich wenig (0.18cm), aber doch statistisch signifikant verlängerte. Der Huf passte sich an die erhöhte Gewichtsverteilung auf den Strahl und die Eckstreben an, indem die Trachtenwand nach hinten wanderte, was sich in einer Verlängerung der Unterstützungsfläche des Hufs zeigte. Der Trachtenwinkel richtete sich auf, wobei sich gleichzeitig der distale Teil der Trachten nach hinten positionierte. Von unten gesehen erstreckten sich die Trachten gerade hinter der breitesten Stelle des Strahls, und hinter dem Strahl kamen sie wieder etwas zusammen, was in einer schmaleren Trachten-Distanz resultierte. Die Trachten-Ballen-Distanz war bei der 16-Monate-Evaluation etwas kleiner, als bei 4 Monaten, aber diese Veränderung war statistisch nicht signifikant.
Der Trachtenwinkel vergrösserte sich im Durchschnitt um 9° über die 16 Monate dauernde Studie, wobei die Trachten offenbar nach hinten wanderten. Untergeschobene Trachten (in einer Studie** wurde etwas willkürlich definiert, dass dabei der Trachtenwinkel 5° weniger ist als der Zehenwinkel) sind ein signifikantes Problem bei domestizierten Pferden, und können zu katastrophalen Schäden führen. In einer Population von Vollblut-Rennpferden wurden ähnliche Trachtenwinkel wie zu Beginn der 16-Monats-Studie festgestellt. Die Tatsache, dass der Unterschied zwischen Zehenwinkel und Trachtenwinkel Im Zeitraum der Bearbeitung mit dem Barhuf-Trimm von 13.8° auf 7.2° zurückging, wurde als positive Veränderung gewertet. Wir nehmen an, dass dies eine Folge des Anschrägens der Zehe (Zurücksetzen des Abrollpunktes *) war, in Kombination damit, das man es zuliess, dass Strahl und Eckstreben an der gewichttragenden Funktion des Hufes beteiligt wurden. Die resultierende Aufrichtung der Trachten wird als günstiger Effekt interpretiert, der das Verletzungsrisiko, das mit untergeschobenen Trachten assoziiert ist, reduziert.
Der unbeschlagene Huf deformiert sich als Antwort auf die Gewichtsaufnahme während der Stützphase, wohingegen das Hufeisen diese Verformung und das Ausweiten der Ballen einschränkt. Die Trachtenregion hat eine wichtige propriozeptive Funktion (Wahrnehmung des Körpers in Bezug zur Umgebung *), die durch Rezeptoren vermittelt wird, die stimuliert werden, wenn der hintere Teil des Hufes auf den Boden auftrifft. Diese sensorische Information ist in spinale Reflexe während der Bewegung eigebunden. Man nimmt an, dass der Bodenkontakt von Strahl und Eckstreben eine wichtige Rolle bei der «Stossdämpfung» spielen (nicht nur lokal im Huf, sondern durch diese Reflexe, die über das Rückenmark laufen *). Zudem könnte der Bodenkontakt von Strahl und Eckstreben an einem hämodynamischen Mechanismus beteiligt sein, von dem man vermutet, dass er zur Verteilung der Aufschlagsenergie beiträgt, indem er den Blutfluss durch die hintere Hufhälfte reguliert. Diese Annahme basiert auf der Tatsache, dass die Kapillaren der hinteren Hufhälfte zahlreiche Tachykinin-Rezeptoren (NK1) haben, die, wenn sie aktiviert werden, eine Erweiterung der Gefässe auslösen. Eine erhöhte kapilläre Durchblutung der hinteren Hufhälfte könnte eine effektivere Verteilung von hochfrequenten Aufschlagsenergien zulassen, die erzeugt werden, wenn der Huf auffusst. Daher ist ein grosser Vorteil des Barhuf-Trimms, dass er die Fähigkeit des Hufes, sich während der Stützphase auszudehnen, unterstützt. Das ist sowohl für die Propriozeption wie auch für die Schockabsorption wichtig.
Die Strahlfläche vergrösserte sich in den ersten 4 Monaten, weil sich der Strahl als Folge der kürzer getrimmten Wände vergrösserte. Dadurch bekam der Strahl Bodenkontakt, und das schien das Wachstum des Stahlgewebes anzuregen, was durch das sichtbare Herausragen des Strahls sichtbar war. Während der weiteren Behandlung mit dem Barhuf-Trimm wurde die Strahlfläche kleiner, was man als widersprüchlichen Befund auffassen könnte. Indessen zeigten histologische Untersuchungen des Strahlmaterials, dass eine Veränderung von vorwiegend speckigem, elastischem und myxoidem (schleimähnlichem *) Gewebe hin zu Faserknorpel erfolgt, wenn der Strahl aktiv zum Gewichttragen herangezogen wird. Wir postulieren, dass die Reduktion der Strahlfläche über diese 12 Monate eine Konsequenz davon sein konnte, dass der Strahl seine Zusammensetzung von einem lockeren, speckigen Material zu einer festeren, widerstandsfähigeren und kompakteren Textur von Faserknorpel veränderte. Der Bodenkontakt des Strahls könnte auch zu Veränderungen der inneren Strukturen des Fusses beitragen, z.B. des Hufpolsters (auch Hufkissen *), von dem man annimmt, dass es bei der Unterstützung der hinteren Hufhälfte wichtig ist. Zukünftige Untersuchungen von Strahl und Hufpolster werden sich mit diesen potenziellen Anpassungen an Veränderungen der Hufform, und dem Ausmass und der Art der Bewegung beschäftigen müssen. Möglicherweise gibt es einen weiteren indirekten Hinweis, dass es nutzbringend ist, den Strahl in den gewichtstragenden Prozess mit einzubeziehen: man hat Aggrecanase-1 als extrazelluläre Komponente in den Lamellen gefunden.Diese Moleküle werden typischerweise in Geweben gefunden, die kompressiver Belastung unterworfen sind; das suggeriert, dass die Lamellen eher dafür vorgesehen sind, dass sie bei Belastung Druck von unten erfahren sollen, als dass das Hufbein in der Wand aufgehängt werden sollte. Wie auch immer, die aktuellen Kenntnisse der Hufstruktur und der Dynamik sind unvollständig, und diese Ideen, auch wenn sie spekulativ sind, könnten einen Anreiz für weitere Forschungen darstellen.
Zusammenfassend: die hier vorgestellten Resultate weisen darauf hin, dass als Antwort auf den Barhuf-Trimm signifikante morphologische Veränderungen im Huf vor sich gehen können. Die Verlagerung der Trachten nach hinten, die in einer Vergrösserung des Trachtenwinkels und der Länge der Unterstützungsfläche resultierten, wurden zusammen mit einer Vergrösserung des Sohlenwinkels des Hufbeins als potenziell vorteilhaft für die Hufgesundheit interpretiert.
( *) = deutsche Umschreibungen der wissenschaftlichen Begriffe, vom Übersetzer eingefügt
** Die wissenschaftlichen Nachweise der Arbeit wurden in der Übersetzung nicht übernommen, und können im Originaltext nachgesehen werden.
Originaltitel: Hilary Clayton, Sarah Gray, LeeAnn J. Kaiser, Robert M. Bowker:Effects of barefoot trimming on hoof morphology
in Australian Veterinary Journal 89(8):305-11 · August 2011
Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Autors Dr. Robert M. Bowker
© Robert M. Bowker